Die Stadt Ottmachau gehörte bis
1810 zum Breslauer Bistum, dessen Bischöfe viele Kunstwerke gestiftet haben,
vor allem war der große schlesische Kunstmäzen Bischof Franz Ludwig von Neuburg
hier tätig. Es befinden sich viele von ihm gestiftete sakrale Kunstwerke in der
Stadt, die große künstlerische Bedeutung haben, wie z. B. die barocke Kirche des
hl. Nikolaus und des hl. Franz Xaver, in der interessante barocke
Deckenmalereien, Skulpturen und Bildersind, die von bekannten schlesischen
Künstlern, wie z. B.Michael Willmann oder Karl Dankwart, geschaffen wurden. Eine
besondere Stellung haben auch die weltlichen Kunstwerke, wie das Rathaus mit
der schönen Sonnenuhr,das sog. Niederschloss und vor allem das mittelalterliche
Schloss, das eine von vielen Residenzen der Breslauer Bischöfe war und in der
Neuzeit umgebaut wurde.
Text: Marek Sikorski
Übersetzung: Marek Sikorski
KORREKTUR : Karla Bachmann
FOTOS: Marek Sikorski, Katarzyna Malkusz
GRAFISCHE GESTALTUNG: Katarzyna Malkusz
Herausgeber: Katarzyna Malkusz - Sativa Studio
Copyright by Katarzyna malkusz, Marek Sikorski
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2014
Printed in EU
Ein Fragment der Publikation
Die Pfarrkirche des hl. Nikolaus und des hl. Franz Xaver
Die Pfarrkirche des hl. Nikolaus und des hl. Franz Xaver
Die Pfarrkirche
des hl. Nikolaus und des hl. Franz Xaver
wurde in einer erstaunlich kurzen Zeit erbaut, nämlich von 1690 bis
1693, also in einer Bauzeit von 3 Jahren. Auf dem Platz der Kirche befand sich
schon im 13. Jhrd. eine Kapelle, die des
hl. Johannes des Täufers. Später wurde erneut eine Kirche gebaut, das war das
Kollegiatstift des hl. Nikolaus, das
vom Breslauer Bischof Wenzel im Jahre
1386 gestiftet wurde. Während der
Hussitenkriege wurde sie zerstӧrt und das Kollegiatstift wurde nach
Neisse verlegt. Der Breslauer Bischof Johannes von Sitsch (1600-1608) hat die
Ottmachauer Pfarrkirche wiederaufgebaut und der Breslauer Bischof Karl
Ferdinand Wasa holte das Kollegiatstift
wieder zurück von Neisse nach Ottmachau.
Die heutige barocke Kirche stammt aus der
Stiftung des Breslauer Bischofs Franz Ludwig von Neuburg. Davon erzählt auch eine Inschriftstafel, die
sich über dem Hautportal befindet. Am 17. Mai 1690 begann auf Befehl dieses
Bischofs der Abriss der alten Kirche und kurz danach wurden die Arbeiten mit
dem Bau einer neuen Kirche begonnen. Als Baumeister und Architekt wurde
Johannes Peter Dobler benannt. Am 21. Oktober 1691 wurde vom Breslauer Bischof
Franz Ludwig von Neuburg in einer Feier der Grunstein gelegt. Die Bauarbeiten
an der Kirche gingen zügig voran und im Mai 1693 fand ein besonderes Fest
statt. Der Zimmermannsmeister Matthäus
Kastner aus Neisse kletterte im Beisein der Arbeiter, Priester und Bewohner der
Stadt auf den Kirchturm, um eine vergoldete Turmkugel zu befestigen.
Danach hat der Meister Wein getrunken
und warf die leere Weinkanne hinunter. Unten haben seine Arbeiter Bier und
Süβigkeiten an die Leute verschenkt und zum Schluβ wurden diese mit Wasser übergossen, damit sie den Tag in
Erinnerung behalten
sollten. Die Arbeiten an der Kirche wurden fortgeführt und der Bischof Franz
Ludwig von Neuburg hat viele Künstler für die Ausstattung und Dekoration der
Kirche hinzugezogen, wie z. B. die Stukkateure G.Alberti, B.Mutino, P.Simonett,
den Kunstmaler K.Dankwart und den Bildhauer
J.J.Weiss. Der Bau der Kirche wurde im Jahre 1695 abgeschlossen und sie wurde
feierlich eingeweiht. Die Ottmachauer Kirche gehӧrt zu den
typischen barocken Architekturwerken, die einen Emporenbau mit den Elementen
einer Basilika hat, dieser war sehr
populär als barocker Kirchentyp und
stand unter dem Einfluss der Jesuitenarchitektur.
Der Inneraum der Pfarrkiche in Ottmachau, Fo.Marek Sikorski |
Der barocken
Idee der Einheit der Architektur, der Dekoration und der Deckengemälde
entspricht auch die Austattung der Kirche. Das am stärksten herausgehobene Werk
ist der Hochaltar, der zum Ende des 17. Jhrds. von Johannes Weinmann geschaffen
wurde (eingeweiht im Jahre 1701). Seine künstlerische Gestaltung hängt mit der
Ausarbeitung des Jesuiten und Künstlers Andrea Pozzo zusammen, dessen Werke
einen grossen Einfluss auf die sakrale barocke Kunst hatten. Am Hauptaltar
befindet sich ein groβes Ӧlbild aus dem Jahre 1696, das den
hl. Nikolaus darstellt. Es ist ein Werk des bekannten schlesischen Künstlers
Michael Willmann. In der Kirche befindet sich eine Gruppe barocker
Seitenaltäre, wie der Seitenaltar des hl. Franz Xaver, mit dem Bild Der Tod des hl. Franz Xaver von Michael
Willmann, oder aber der Passionsaltar, der von J.J.Weiss geschaffen wurde. Er
zeigt die Kreuzigung Christi mit dem sog. Arma
Christi ( das Leidenswerkzeug ) und unten das Fegefeuer – ein beliebtes
Thema der sakralen Kunst im Barock.
Die Kanzel in der Pfarrkirche in Ottmachau, Fot. Marek Sikorski |
In der Kirche
sind auch Kunstwerke, die das Thema der Martyrologie der Heilgen
wiederspiegeln. Ein Beispiel ist der Seitenaltar des hl. Johannes des Täufers,
dessen Bild eine typisch barocke und
gleichzeitig dramatische Szene seiner Enthauptung darstellt. Es ist das Werk
von Michael Willmann. Ein anderes Beispiel ist der Seitenaltar des hl.
Laurentius mit einem Bild, das die Verbrennung der Heilgen auf einem glühenden
Rost darstellt. Die Martyrologie spiegelt sich auch in einem anderen
Seitenaltar wieder, das ist der Altar des
hl. Johannes Nepomuk. Zwar sehen wir ihn auf dem Bild im Gebet vertieft, doch
im Hintergrund erscheint die Szene seines Martyrertodes. Ein wichtiger Teil der Austattung einer
barocken Kirche neben dem Hauptaltar und dem Taufbecken ist immer die Kanzel, die
in diesem Fall viele religiӧse Ideen beinhaltet, z.B. die
Verherrlichung von Gottes Wort und die Bedeutung des Evangeliums. Die Kanzel
entstammt dem Jahre 1693 und wurde vom
Bildhauer J.J.Weiss geschaffen. Wir sehen auf ihr die Figur von Jesus
Christus, die Darstellungen von Kirchenvätern und den vier Evangelisten. Die
Ergänzung zu den Darstellungen ist eine
lateinische Inschrift, ein Zitat aus dem Neuen Testament (Mt 13,43) : QUI HABET
AURES AUDIT (Wer Ohren hat, der solle hӧren.). Die
Kirche wurde mit der Zeit auch ein Ort, an dem viele andere Kunstwerke
gesammelt wurden, wie z.B. eine gotische Figur der Gottesmutter aus dem Jahre
1500 oder die Figur des hl. Nikolaus auch aus derselben Zeit. Die Ottmachauer
Pfarrkirche und ihre Ausstattung mit sakralen Kunstwerken spiegelt nicht nur
den barocken Reichtum der Kirche, sondern auch die religiӧse Idee des
Glaubensbekenntnises des Katholizismus der Gegenreformationszeit wieder, der
als Hauptmotiv die Ehre Gottes hatte: Omnia
ad maiorem Dei gloriam .
Weitere Informationen über den Verfasser finden Sie
hier:
Weitere Informationen über die Bücher und Publikationen
des Verlages finden Sie hier:
Mit den besten Grüßen!
Dr. Marek Sikorski
den 10. Novemebr 2014